Gefunden: Spieß-Schuhe, gesucht: Dusyma-Laute

veröffentlicht am 06. Juli 2015

Im MUSE-O läuft derzeit die Ausstellung „Made in S-Ost“, die sich mit den produzierenden Unternehmen im Stadt­bezirk befasst. Für einen zweiten Ausstellungsteil in Jahre 2016 bittet MUSE-O schon jetzt allmonatlich um Hilfe bei der Suche nach Fakten und Dingen von einem ganz bestimmten Unternehmen. Diesmal: die Dusyma-Werkstätten.

Der Ingenieur Kurt Schiffler (1896-1986) hatte an der Bergakademie Freiberg und an der TH Stuttgart studiert. Er arbeitete zunächst im Stuttgarter Werk der Maschinenfabrik Esslingen. 1926 betrieb er (laut Adressbuch) in Cannstatt einen „Maßstäbevertrieb“. Schiffler muss ein (thüringer) Tüftler gewesen sein, denn er hatte ein spezielles Lineal erfunden, mit dem Techniker Durchmesser- und Symmetriemaße zeichnen und messen konnten. Bald nannte er sein Unternehmen nach den Anfangsbuchstaben des Hauptprodukts Dusyma.

Anzeige des gesuchten Lauten-Herstellers im Stuttgarter Adressbuch des Jahres 1927. Sammlung MUSE-O

Anzeige des gesuchten Lauten-Herstellers im Stuttgarter Adressbuch des Jahres 1927. Sammlung MUSE-O

Seit wahrscheinlich 1924 bestand in der Schwarenbergstr. 84a die Stössel-Instrumentenbau A.G., die eine von dem Kölner Instrumentenbauer Georg Stössel erfundene Laute herstellte. Im Folgejahr produzierte sie in der Strombergstr. 18a (heute die Werkstatt eines Fensterbauers) – und befand sich in Liquidation. Schiffler, der inzwischen auch Spielwaren nach Grundsätzen der Waldorf-Pädagogik herstellte, übernahm zusätzlich den Instrumentenbau und firmierte unter der Bezeichnung „Stössel-Lautenbau der Dusyma-Werkstätten“; der Betrieb hatte seinen Sitz in der Kniebisstr. 16, in der heutigen Gaststätte Harmonie. Schon 1929 verließ Schiffler Stuttgart und gründete ein Werk in Miedelsbach, das jetzt zu Schorndorf gehört. Es besteht noch heute; es produziert und vertreibt in großem Maßstab hochwertigen Kindergartenbedarf.

MUSE-O hat bisher kein einziges Produkt aus diesem spannenden Unternehmen. Das Speziallineal wäre für die neue Ausstellung ebenso willkommen wie eine Stössel-Laute oder ein frühes Spielzeug. Die Objekte sollten in der zweiten Hälfte der 1920er-Jahre in Ostheim hergestellt worden sein. Schön wären auch weitere Fakten, Prospekte, Werbematerial, Aufzeichnungen und Fotos des Betriebes von außen und innen. Wer dem Museumsverein Informationen oder Objekte zur Ver­fügung stellen kann, wende sich bitte an den Kurator der Ausstellung, Ulrich Gohl, am besten per E-Mail über gohl@n.zgs.de.

Der MUSE-O-Aufruf vom vergangenen Monat hat Wirkung gezeigt. Mehrere Leserinnen boten den Ausstellungsmachern Spiess-Schuhe an. Sie entschieden sich für ein Paar, das sogar im (etwas lädierten) Originalkarton überliefert ist. Außerdem meldete sich eine Ostheimerin, die über ein Jahrzehnt bei Spiess gearbeitet hat. MUSE-O wird demnächst ein Interview mit ihr führen, um mehr über die Arbeitsbedingungen und die Produkte der einst bedeutenden Schuhfabrik am Stöckach zu erfahren.

 

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