Aufruf: Gesucht wird die Maschinenfabrik Keese und ihre Vorläufer
Im MUSE-O läuft nach wie vor die Ausstellung „Made in S-Ost“, die sich mit den produzierenden Unternehmen im Stadtbezirk befasst. Für einen zweiten Ausstellungsteil in Jahre 2016 bittet MUSE-O schon jetzt allmonatlich um Hilfe bei der Suche nach Fakten und Dingen von einem ganz bestimmten Unternehmen. Diesmal: die Maschinenfabrik Keese in der Florianstraße 18/20.
Das massige Fabrik-Doppelgebäude steht nach wie vor, versteckt sich allerdings ein bisschen in einer Ostheimer Nebenstraße. Keine beeindruckende Klinkerfassade wie bei ISCO oder Waldorf-Astoria ziert den Bau; die mehrfachen Umbauten verschleiern, wie alt das Gebäude wirklich ist. Und was hier einst hergestellt wurde, scheint völlig vergessen.
Von den ersten beiden Unternehmen, deren Arbeiterinnen und Arbeiter hier produzierten, wissen wir kaum mehr als den Namen. Julius Lämmle jedenfalls ließ 1898 die Bauten für seine Eisenmöbelfabrik errichten. Doch schon das Adressbuch von 1903 benennt als Besitzer „Konkursmasse“. In die leer stehenden umfangreichen Räumlichkeiten gingen 1904 die Deutschen Fensterladenwerke Liebel und Leopold, doch auch die hielten sich nur drei Jahre.
1909 kam schließlich die „Fabrik für Maschinen und gesund-heitstechnische Anlagen“ von Friedrich Keese hierher. Was sich hinter den „gesundheitstechnischen Anlagen“ verbirgt, verraten Akten im Stadtarchiv: Keese lieferte und betrieb für die Stadt Stuttgart Toiletten in städtischen Gebäuden; auch öffentliche Bedürfnisanstalten standen auf dem Programm. Es handelte sich um „Ölpissoirs nach System Beetz“, die besonders geruchsarm sein sollten. Von 1897 bis 1922 war Keese mit der Stadt in diesem Geschäft.
Dann verlieren sich die Spuren des Unternehmens, nur der Eintrag im Adressbuch berichtet von der Existenz. Keine der einschlägigen Archive und Sammlung verwahrt auch nur einen einzigen Brief, eine Werbeschrift oder eine Bedienungsanleitung. In der Firmierung ist von Papierverarbeitungs- oder Druckmaschinen die Rede, mehr wissen wir nicht. Selbst das Ende der Firma ist etwas dubios. Die beiden Inhaber-Brüder machten in den 1960er-Jahren gegenüber dem Registergericht unterschiedliche Angaben darüber, ob der Betrieb überhaupt noch besteht. 1971 wurde die KG zwangsweise gelöscht.
In die Räume kamen Lager und Vertriebsfirmen, später auch das Tanzstudio Telos. Heute nutzt das Sanitätshaus Carstens das Gebäude weitgehend. Auch dies eine Art des Strukturwandels.
Weil MUSE-O nichts zeigen kann außer einer einzigen Werbemarke, ist der Verein an allem interessiert, was mit der Maschinenfabrik Keese in irgend einem Zusammenhang steht. Natürlich sind auch die Vorläufer – Lämmles Eisenmöbelfabrik sowie Liebels und Leopolds Fensterladenwerk – von Interesse, doch hier sind die Chancen minimal. Wer dem Museumsverein Informationen oder Objekte zur Verfügung stellen kann, wende sich bitte an den Kurator der Ausstellung, Ulrich Gohl, am besten per E-Mail über gohl@n.zgs.de.
Der MUSE-O-Aufruf vom vergangenen Monat wegen der Lauten- und Spielwarenfabrik Dusyma, die in den 1920er-Jahren in der Stromberg- und der Kniebisstraße produzierte, hat bisher leider keinerlei Ergebnis gebracht.