Gesucht: Fleisch- und Konservenfabriken

veröffentlicht am 11. September 2015

Bis Ende Oktober wurde die Ausstellung „Made in S-Ost“ im MUSE-O verlängert, die sich mit den produzierenden Unternehmen im Stadtbezirk befasst. Für einen zweiten Ausstellungsteil im kommenden Jahr bittet MUSE-O allmonatlich um Hilfe bei der Suche nach Fakten und Dingen von ganz bestimmten Firmen. Diesmal: die Wurst-, Fleischwaren- und Konservenfabrik Fritz Wild in der Neckarstraße 200/2 und die Feinkost-Konservenfabrik Paul Schweikert in der Rotenbergstraße 111.Das ist wieder so ein Fall, bei dem man sich doch wundert. Da bestand eine Firma seit 1916 hier im Stadtbezirk, verschwand erst 1997 endgültig von der Bildfläche – und trotzdem finden sich, keine 20 Jahre nach der Schließung, kaum mehr Zeugnisse des Unternehmens.
Die Fleischwarenfabrik Fritz Wild AG wurde 1916 im zweiten Hinterhaus des Gebäudes Neckarstr. 200 gegründet – womöglich, um die Soldaten des Ersten Weltkrieges mit Konserven zu versorgen. 1929 erwarb Fritz Burkhardt die Aktienmehrheit an dem Betrieb und baute zielstrebig ein Netz an Verkaufsstellen auf: ein ungewöhnlicher Schritt, denn noch dominierten die Einzelmetzger und nicht die Filialbetriebe die Branche. Während des Zweiten Weltkrieges nahmen 1944 die Produktionsstätte und zwölf von 13 Filialen schwere Schäden. Doch der Wiederaufbau und die „Fresswelle“ ließen auch Wild wieder dynamisch wachsen. Ab 1950 exportierte man zudem immerhin rund zehn Prozent der Produktion. Aber die Konzentration in der Lebensmittelbranche macht auch vor diesem Unternehmen nicht Halt: Es wurde (wann?) von den Haas und Frank Fleischwarenfabriken in Urach aufgekauft und ging mit ihnen 1996 unter. Nur die beiden Filialen in der Markthalle und auf der Gänsheide konnten sich noch ein Jahr lang halten, 1997 war auch da Schluss.

Aus den 1950er-Jahren stammt dieses sehr gelungene Signet der gesuchten Fleischwarenfabrik. Sammlung Gohl

Aus den 1950er-Jahren stammt dieses sehr gelungene Signet der gesuchten Fleischwarenfabrik. Sammlung Gohl

Im Moment kennen die MUSE-O-Leute nur einige wenige Unterlagen und keinerlei Objekte von Fritz Wild. Sie hoffen nun auf weitere Informationen, Prospekte und Fotos, vielleicht gar eine Dosenbanderole oder Ähnliches.
Noch weniger bekannt ist über die Feinkost-Konservenfabrik Paul Schweikert, zunächst am Schlachthof angesiedelt, später in der Rotenbergstr. 111 ansässig (wo sich heute das Landesmedienzentrum befindet). Die wenigen einschlägigen Akten im Staatsarchiv Ludwigsburg umfassen den Zeitraum von 1919 bis 1959, MUSE-O liegt ein Briefumschlag aus dem Jahre 1922 vor. Für alles andere sind die Ausstellungsmacher auf die Hilfe der Leserinnen und Leser angewiesen.
Der vorletzte MUSE-O-Aufruf nach der Lauten- und Spielwarenfabrik Dusyma, die in den 1920er-Jahren in der Stromberg- und der Kniebisstraße produzierte, hat Hinweise auf gleich zwei Lauten gebracht; es steht zu hoffen, dass zumindest eine davon in der Ausstellung 2016 zu sehen sein wird. Beim Thema Maschinenfabrik Keese und Vorläufer gibt es leider noch keine Neuigkeiten.

Wer dem Museumsverein Informationen oder Objekte zur Verfügung stellen kann, wende sich bitte an den Kurator der Ausstellung, Ulrich Gohl, am besten per E-Mail über gohl@n.zgs.de.

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