Viel Liebe zum Detail – Puppenküchen-Ausstellung eröffnet
„Ach, Gott, wie schön“, entfuhr es mancher Betrachterin beim Gang durch die neue MUSE-O-Ausstellung. Nostalgische Gefühle stellten sich bei den zahlreichen Vernissagegästen ein, die bei der Eröffnung noch so manche kulturhistorische Erkenntnisse dazugewannen. Bis 19. Juni ist die herzerwärmende Präsentati-on mit dem Titel „Lirum larum – Puppenküchen und was sie erzählen“ zu sehen.
Nach langer, pandemiebedingter Wartezeit kann die bereits im vergangenen Jahr von Kurator Ulrich Gohl konzipierte Ausstellung im MUSE-O nun endlich besichtigt werden. Bei der Vernissage ließen sich die Besucher und Besucherinnen begeistert ablenken von den Wirrnissen und Schreckensmeldungen der vergangenen Wochen. Verzückt schlenderte Groß und Klein in den Ausstellungsräumen vorbei an 30 unterschiedlichen Puppenküchen. Die älteste stammt aus der Zeit um 1860, die jüngste ist eine Playmobilküche von 2020.
Auch einige der Leihgeberinnen und Leihgeber waren gekommen, um ihre teils wertvollen „Schätze“ so wirkungsvoll präsentiert zu sehen. Die 88jährige Leni Zwinz steht vor der Mini-Küche, die ihr Großvater Anfang des 20. Jahrhunderts für ihre Mutter gemacht hat. Hocker und Schlüsselbrett sind selbst geschreinert, nach und nach kam Dekor dazu. Topflappen hat Leni Zwinz gehäkelt, die Tischdecke wurde aus einem alten Kinderlätzchen genäht.
Bezirksvorsteherin Charlotta Eskilsson war angetan mit wieviel Liebe zum Detail die kleinen Küchen ausgestattet sind. Da finden sich zahlreiche rustikale Exemplare mit nostalgischem Charme, aber auch die westenlich nüchterne „Petra-Küchenzeile“ aus den 1970er Jahren für die deutsche „Barbie“-Ausgabe namens „Petra“. Es gibt Playmobil-Kochwelten und neueste Modellen von 2020, in denen Mikrowelle, Dunstabzugshaube und Induktionsherd selbstverständlich sind. Eine Sonderabteilung zeigt zehn Puppenherde im Wandel der Zeit.
Ulrich Gohl unterstrich die verschiedenen Ansätze der Ausstellung. Neben der nostalgischen Ebene wird auch der sozial-historische Bezug beleuchtet sowie der Wunschgedanke. Tatsächlich werden auch en miniature nie reale Küchen nachgebildet, sondern Räume, wie man sie gerne hätte. Das machen auch die Bildtafeln deutlich, die den Betrachtenden einen Blick in existierende Stuttgarter Küchenwelten zeigen, von den Besitzerinnen zur Verfügung gestellt: alle picobello.
Schrifttafeln erzählen, wie sich Küchen im Lauf der Jahrhunderte entwickelt haben und man erfährt Interessantes über die Veränderungen der Puppenküchen. Stimmungsvoll umrahmt wurde die Eröffnung von Gerhard Lewert mit seinem Leierkasten. MUSE-O-Vorsitzender Peter Metzler dankte allen an der Ausstellung Beteiligten für ihren ehrenamtlichen Einsatz.
Text: pb
MUSE-O, Gablenberger Hauptstraße 130, 70186 Stuttgart
Öffnungszeiten: Samstag/Sonntag 14 bis 18 Uhr
Eintritt: 2 Euro, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei.