Gablenberg 750 – die Ausstellung

veröffentlicht am 24. Oktober 2024

Nächstes Jahr feiert Gablenberg den 750. Jahrestag seiner Ersterwähnung. Da liegt es fürs hier ansässige MUSE-O nahe, in die Geschichte dieses Stadtteils einzutauchen. Wer die Jubiläumsausstellung besucht, trifft auf Daten, Fakten und Geschichten, die wie gewohnt ausgesprochen kurzweilig aufbereitet sind. Er oder sie wird sich aber auch inmitten von bedeutenden Gablenberger Persönlichkeiten wiederfinden. 31 Menschen aus den vergangenen Jahrhunderten werden vorgestellt und spiegeln mit ihren Lebensgeschichten gesellschaftliche Entwicklungen wider.

Lebensläufe also sollten sprechen. Die Ausstellungsmacher konnten dafür die vom „Berg“-Buch bekannte Autorin Annik Aicher gewinnen, die weit mehr zu tun bekam als ursprünglich erwartet. Anfangs sei man davon ausgegangen, dass sich nicht allzu viele Gablenberger und Gablenbergerinnen finden würden, über die es Bemerkenswertes zu berichten gibt, sagt MUSE-O-Kurator und Ko-Autor Ulrich Gohl, „und auf einmal war die Liste viel zu lang“. Nun sind auf den 16 Tafeln teilweise mehrere Personen, die durch einen Aspekt verbunden sind, gruppiert.

Da findet sich die Großmutter des Schriftstellers Hermann Lenz, Elise Krumm, die „Nudelmacherin“ und Wirtin des Hasen in der Gablenberger Hauptstraße. Es geht um die beiden letzten Scharfrichter von Stuttgart, um eine legendäre Lehrerin, um Künstler und Sportlerinnen. Verfolgten des Naziregimes wird gedacht, Verfolger und Eiferer finden ebenfalls Erwähnung. Pfarrer und singende Mädchen haben ihren Platz neben zwei Bankräubern. Am weitesten in der Vergangenheit, im 18. Jahrhundert, liegt die Geschichte von Jakobine Nanz, einer frommen Weingärtnersgattin mit schwerem Schicksal. Spannend zu lesen, was Henriette Alexander, eine unehelich geborene Gablenbergerin, im 19. Jahrhundert über ihre Erlebnisse als Schwarze Deutsche schrieb. Auch Johann Jakob Krämer, der letzte Gablenberger Schultheiß, ist in dieser Reihe zu entdecken. Aicher und ihre Mitautoren haben einen wahren Geschichtenschatz gehoben. Zugefallen ist er ihnen nicht, sie mussten viel recherchieren, telefonieren und in Archiven graben, um an die Informationen zu kommen.

Gablenberg, Straßenbahn in der Hauptstrasse

Die Persönlichkeiten stehen im Mittelpunkt, der Ort, in dem sie gelebt haben, umgibt sie in der Ausstellung auch rein räumlich. An den Wänden wird die Geschichte des Weilers erzählt: vom winzigen Weingärtnerort, in dem sich über Jahrhunderte nichts quellenmäßig Fassbares ereignete, bis zum heutigen Wohnstandort, der seinen Charakter immer wieder ändert. Und dann die großen Fragen: Wie wuchs das Dorf? Wovon lebten die Menschen? Was prägte ihr Leben? Schließlich geht es um die Orte, an denen sie sich trafen und austauschten, stritten und feierten: in den zahllosen Vereinen, in der Kirche und sozialen Einrichtungen, aber auch in den legendären Wirtschaften hierorts.
Die Biografien wie die historischen Gegebenheiten werden durch viele, teils bisher unveröffentlichte Bilder illustriert und anschaulich gemacht durch besondere Exponate, die das Erzählte noch direkter erlebbar machen. Und dann galt es ja noch, dem Ganzen eine würdige Form zu geben; dafür zeichnete die Gestalterin Inken Gaukel verantwortlich.
Ein ganz überraschendes Ausstellungsstück sprengt den zeitlichen Rahmen, nicht aber den inhaltlichen: ein römischer Weihestein, ein Diana-Relief, das im Bereich der Geroksruhe gefunden wurde. Er wird im Landesmuseum Württemberg aufbewahrt, kommt aber nun für einige Monate „heim“ nach Gablenberg, wo sich natürlich auch schon vor der urkundlichen Erwähnung Menschen aufhielten.
Vernissage für diese Ausstellung, die den Auftakt zu mehreren Veranstaltungen im Rahmen des Stadtteiljubiläums bildet, ist am Sonntag, 17. November um 15 Uhr. Der neue Bezirksvorsteher Armin Serwani hat bereits sein Kommen und einen Wortbeitrag angekündigt. Diejenigen, die die Ausstellung erarbeitet haben, werden über ihre Tätigkeit berichten. Die Schau läuft auf jeden Fall ins Jubiläumsjahr hinein, voraussichtlich bis in den Mai 2025.

Gablenberg 750 – die Ausstellung. Eine MUSE-O-Ausstellung zum Ortsjubiläum.
MUSE-O, Gablenberger Hauptstr. 130, 70186 Stuttgart
17. Nov. 2024 bis Mai 2025, Eröffnung So., 17. Nov., 15 Uhr
Geöffnet Sa, So 14-18 Uhr
Eintritt: € 2,-, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei
Aktuelle Informationen stets unter: www.muse-o.de
MUSE-O wird institutionell gefördert vom Kulturamt der Landeshauptstadt Stuttgart

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