Stadtteil Gaisburg
Kurze Geschichte von Gaisburg
Das Gebiet des heutigen Stuttgarter Ostens gehörte wohl ursprünglich zur Markung Cannstatt. Wann Gaisburg eine eigene Markung erhielt, lässt sich nicht mehr feststellen. Der Ort mag im 11. Jh. als Rodungssiedlung entstanden sei; erstmals erwähnt wird er um 1140, die Markung 1281 und 1282. Das Dorf wird damals aus einer Burg (an der Stelle der heutigen Kirche), eben der „Gaisburg“, und einem Burgweiler bestanden haben. Spätestens im Jahre 1287 ließ König Rudolf während seines Feldzuges gegen die widerspenstigen Wirtemberger die Burg so gründlich zerstören, dass sich bis heute keine Reste gefunden haben. Wohl im frühen 14. Jh. erhielt der Ort ein Kirchlein, das der heiligen Barbara geweiht war und das der Berger Pfarrer mitbetreute.
Die Gemeinde hatte einen eigenen Schultheißen, der für die Verwaltung zuständig war und kleinere Strafen aussprechen durfte. Urkundlich belegt ist ein Schultheiß seit 1394, der erste namentlich bekannte Amtsträger war 1456 Heinrich Elsässer. Neben dem Schultheißen gab es „Geschworene“, die zusammen mit diesem das „Gericht“ bildeten; als weitere örtliche Amtsträger werden seit dem 16. Jh. „Heimbürgen“ und „Bürgermeister“ erwähnt, die vor allem für die finanziellen Dinge der Gemeinde Verantwortung trugen. Größere Rechtsangelegenheiten regelte nicht der Ort selber, die Gerichtsbarkeit übte Stuttgart aus. Deshalb wird Gaisburg in Quellen des 14. und 15. Jh. auch nicht „Dorf“, sondern „Weiler“ genannt und zählte, anders als die umliegenden Gemeinden, nicht zum Cannstatter, sondern zum Stuttgarter Amt.
Aus einer Steuerliste von 1545 wissen wir etwas mehr über die Gaisburger. Zu dieser Zeit gab es hier 31 Haushalte, was schätzungsweise etwa 100 Einwohnern entsprach. Der mit Abstand Reichste im Ort, ein Ballttas Marstaller, hatte Besitz im Wert von 740 Gulden und beschäftigte zwei Knechte. (Zum Vergleich: Der reichste Gablenberger hatte 300 Gulden, die zehn reichsten Stuttgarter lagen zwischen 4000 und 16 800 Gulden.) Rund ein Drittel der Gaisburger müssen (mit einem Besitz von weniger als 50 Gulden) als arm gelten.
Aufgrund des Niedergangs des Dorfes Berg und der wachsenden Bedeutung Gaisburgs (und Gablenbergs) wurde der Pfarrsitz 1587 von Berg hierher verlegt. Im Jahre 1600 begann Luz von Mennlishagen mit dem Bau eines Renaissance-Schlösschens (heute Ecke Comburg-/Alfdorfer Str.); der dazu gehörige, später aufwändig gestaltete Park zog sich bis an den Fuß der Bergnase (heute Wangener Str.) hin.
Armut trotz großflächigem Weinbau
Die „normalen“ Gaisburger lebten in jener Zeit weitgehend vom Weinbau, wobei sich im Umfang der Rebfläche interessante Änderungen ergaben. Bis zur Mitte des 13. Jh. waren nur die besseren Lagen, die unteren Keuperhänge, mit Reben bestockt. Bis zum Dreißigjährigen Krieg (1618-48) wurden nach und nach auch ungünstigere Flanken gerodet und zu Weinbergen umgestaltet. Nach 1648 kam es durch den erheblichen Bevölkerungsrückgang auch zu einem Schrumpfen der Rebfläche. Zu Beginn des 18. Jh. wurden die alten, wüst liegenden Anbaugebiete wieder kultiviert und neue, auch schlecht geeignete Lagen erschlossen. Flächenmäßig hatte der Weinbau nun seine größte Ausdehnung, danach ging er stetig zurück.
Eine gewisse Rolle spielte seit der frühen Neuzeit hierorts auch der Obstbau, vor allem von Äpfeln und Birnen. Ab der Mitte des 18. Jh. kamen Nüsse, Quitten, Pfirsiche, Aprikosen und hauptsächlich Kirschen hinzu, meist für den Stuttgarter Markt. Ackerbau hatte hierorts mangels geeigneter Flächen kaum eine Bedeutung. Die Gaisburger hielten meist auch einige Stück Vieh, die sie zur Weide in den nahen Wald trieben.
Trotz all dieser Bemühungen blieben die Gaisburger meist arm, die Trunksucht grassierte. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde der Ort zweimal überfallen (1634 und 1648); die hin- und herflutenden Soldaten brachten Seuchen mit, der alleine im letzten Kriegsjahr 112 Gaisburger zum Opfer fielen. 1693 wurde Gaisburg – im so genannten Pfälzischen Krieg Ludwigs XIV. – noch einmal geplündert, ein weiteres Mal im „Ersten Koalitionskrieg“ 1796.
Es verwundert nicht, dass der dringend benötigte Bau eines Schul- und Rathauses 1766 die Gemeinde in tiefe Schulden trieb.
Seit einem Neckarhochwasser 1784, das Altarme und Tümpel zurückgelassen hatte, traten in Gaisburg immer wieder Malaria-Epidemien auf, die erst verschwanden, als man die Altlachen 1838-40 auffüllte.
Mit den Verfassungsreformen unter König Friedrich (1797-1816) erhielt Gaisburg, wie alle anderen Gemeinden auch, nebem dem Schultheißen einen Gemeinderat und einen Bürgerausschuss.
Tanz, Wein und Gastronomie
Noch zu Beginn des 19. Jh. beschränkte sich die Siedlung auf den Bergsporn zwischen Klingenbach- und Neckartal, die Häuser zogen sich der Hauptstraße (heute Hornbergstr.) entlang. Im Tal, jenseits des Klingenbaches, standen 1825 nur drei Häuser, Gaisburg zählte 641 Einwohner – und sechs Wirtschaften.
Damals war der Ort ein beliebtes Ausflugsziel der Stuttgarter und Cannstatter Bürger. Bei deftigem Vesper und Gaisburger Wein genossen die Gäste den herrlichen Ausblick ins und übers Neckartal. Besonderer Anziehungspunkt – auch für einige Geistesgrößen der Zeit wie etwa Jean Paul – war das 1743 zur Gastwirtschaft umgestaltete Schlössle; außerdem entstanden nun die früher weit über Gaisburg hinaus bekannte „Bäckerschmide“ und das noch immer renommierte „Bellevue“. „Zur Aufrechterhaltung der namentlich durch Fremde gestörten Sonntagsruhe“ musste gar ein Landjäger hier stationiert werden, störte doch die Musik aus den Wirtshäusers den Gottesdienst.
1828 kaufte der Geheime Legationsrat August Ferdinand von Pistorius das Schlössle, ließ den Altbau abbrechen und ein neues klassizistisches Gebäude errichten. Seine Frau Eleonore Ernestine wurde durch Stiftungen zur Wohltäterin des Ortes. Dichter wie Gustav Schwab, Friedrich Rückert und Ludwig Uhland waren bei dem Paar mehrfach zu Gast.
Im Zuge der Industrialisierung (v. a. Kuhn in Berg) zogen viele Arbeiter nach Gaisburg, das 1868 schon 1178 Einwohner zählte. Nun wurden am Fuße des Bergsporns mehrere Häuser gebaut und dadurch der Grundstein für das so genannte Unterdorf gelegt. In der Boomzeit nach der Reichsgründung 1871 – hier auch im Zusammenhang mit der 1875 in Betrieb gegangenen Gasfabrik – vergrößerte sich das Unterdorf wesentlich, und auch das Oberdorf wuchs den Hang hinauf. 1882 lebten dann 2595 Menschen in Gaisburg – streng getrennt in die zugezogene Arbeiter einerseits und die alt eingesessenen Bürger andererseits. Letztere waren Handwerker oder nach wie vor Weingärtner, pflanzten nebenbei Gemüse und Obst für den Stuttgarter Markt, hielten etwas Vieh; 1899 gab es hier noch 44 Schweine, 69 Ziegen und 127 Kühe.
Die Lebens- und Wohnverhältnisse waren für beide Einwohnergruppen ähnlich miserabel; ein Indiz dafür: Etwas später (um 1910) betrug die Sterblichkeit der Kinder im ersten Lebensjahr erschreckende 34,4 Prozent – gegenüber 6,4 Prozent im neu erbauten Ostheim.
In anderer Beziehung fand Gaisburg Anschluss an die modernen Zeiten. 1877 erschien erstmals die „Gaisburger Zeitung“, 1878 wurde eine Postagentur eröffnet. Um die Mitte der 1880er-Jahre wurde der Klingenbach kanalisiert, 1890 eine „Telegraphen- und Telephonstelle“ eingerichtet; im gleichen Jahr ließ sich der erste Arzt hier nieder. Ab 1891 erfolgte der Anschluss an die Trinkwasserversorgung.
Zwischen 1870 und 1890 strömten die Stuttgarter in Scharen, meist junge Burschen mit ihren Mädchen, nach Gaisburg, wo sie sich in den häufig nur sonntags geöffneten Wirtschaften vergnügten; 1878 bestanden hier 35 Gaststätten! Etwa zur gleichen Zeit fanden die in Stuttgart und Cannstatt kasernierten Soldaten Gefallen an dem anmutig gelegenen Dorf und kamen zum Tanz mit den hiesigen Mädchen.
Reges Vereinsleben
Eine offizielle, aber nicht vollständige Liste nennt für 1898 im rund 4000 Einwohner zählenden Gaisburg nicht weniger als 20 Vereine. Die meisten von ihnen, etwa der „Viehversicherungsverein“ (gegründet 1871), der „Missionsverein“ (1884) oder der „Flottenverein“ (1901) sind längst wieder verschwunden. Manche Organisationen entstanden hier quasi „doppelt“: einmal für die Bürgerlichen und einmal für die Arbeiter. Gegen den „Liederkranz“ (1841) stellte sich der sozialistisch orientierte Gesangverein „Vorwärts“ (um 1875), der im Gefolge der Sozialistengesetze 1878 verboten wurde und 1884 als „Männergesangverein Aurora“ wieder erstand. 1886 gründeten rund 40 Gaisburger den „Turnerbund“, der – mit Unterbrechungen – noch heute besteht. Sein Gegenstück war der „Arbeiterturnverein“ (1897), der auf Umwegen in der „Sportvereinigung Stuttgart-Ost“ aufging.
Die erste nachgewiesene politische Vereinigung Gaisburgs war der radikal-liberale „Volksverein“, im Januar 1849 entstanden, bald wieder verschwunden und 1901, nun deutlich nach rechts gerückt, neu gegründet. 1870 entstand der lokalpolitisch ausgerichtete, bürgerliche „Bürger- und Güterbesitzerverein“. 1878 gab es hier eine wohl lockere Gruppe der „Sozialistischen Arbeiterpartei“ (SAP), die im Zusammenhang mit den Sozialistengesetzen aufgelöst wurde; 1889 gründeten Arbeiter dann den „Sozialdemokratischen Verein“. Um 1900 bestanden außerdem Lokalvereine von vier Gewerkschaften, nämlich Metallarbeiter-, Lederarbeiter-, Gasarbeiter- und Hilfsarbeiterverband. Das politische Spektrum erweiterte 1890 ein Ortsverband der national-liberalen „Deutschen Partei“. Vor allem die Interessen der Unterdörfler hatte der 1899 geschaffene, linke „Bürgerverein vom unteren Ort“ im Auge.
Die Eingemeindung 1901 und die Folgen
1897 fragte der Stuttgarter Gemeinderat in Gaisburg an, ob man sich denn nicht eingemeinden lassen wolle. Die Motive der Residenzstädter waren klar: Man brauchte den Zugang zum Neckar, man spekulierte auf Stadterweiterungsflächen zwischen dem gerade entstehenden Ostheim und Gaisburg sowie zwischen Gaisburg und dem Neckar. Hier könnten sowohl Wohnungen als auch Fabriken und Infrastruktureinrichtungen entstehen. Vor allem wegen der Einnahmen aus der Gasfabrik war Gaisburg eine durchaus wohlhabende Gemeinde (mit armen Einwohnern). Man stellte Bedingungen, die Stuttgart nach langen und zähen Verhandlungen auch akzeptierte: den Bau des heute noch bestehenden Straßennetzes zwischen Gaisburg und Ostheim (einschließlich des schwierigen Klingenbachdammes), die Weiterführung der Straßenbahn nach Gaisburg und den Anschluss an die Gasversorgung. Zum 1. April 1901 trat Gaisburg der Stadt Stuttgart bei.
Noch im gleichen Jahr wurde der Klingenbachdamm erbaut, und schon 1904 fuhr die Straßenbahn nach Gaisburg. 1905-09 entstand der städtische Schlachthof unterhalb des alten Ortskerns. Mit ihm in Zusammenhang steht die Gründung der „Viehmarkt-Bank“ 1909, deren Nachfolgerin noch heute besteht, sowie der Neubau der Fettschmelze (1911). Nach Schulbauten in den Jahren 1876 und 1884 ließ die Stadt 1911 das noch heute genutzte neue Schulhaus errichten. 1913 wurde die Gasfabrik vollständig modernisiert und die elegante Gaisburger Kirche, erbaut nach Plänen von Martin Elsässer, eingeweiht.
Die hierorts bei weitem stärkste politische Gruppierung waren die Sozialdemokraten. Im August 1913 zählten sie 443 Mitglieder, bei Wahlen errangen sie regelmäßig die Mehrheit. Ihr Parteilokal war der „Stern“ (Ecke Rotenberg-/Talstr.). Zusammen mit den Genossen aus den anderen Stadtteilen des Stuttgarter Ostens bauten sie sich 1911 das Waldheim Gaisburg – als dritte Einrichtung ihrer Art in Stuttgart.
Unter dem Ersten Weltkrieg litten die Gaisburger so wie alle Stuttgarter; 150 junge Männer von hier fielen.
Rote Hochburg
Über die lokalen Geschehnisse in Gaisburg während der Weimarer Zeit sind wir bisher nur unzureichend informiert. (Eine Auswertung der bis 1933 erschienenen „Gaisburger Zeitung“ könnte viele Lücken schließen.) Soviel immerhin: Während der Spartakus-Unruhen in der ersten Aprilwoche 1919 verschanzten sich 400 Aufständische am Abelsberg und nahmen die Staatsstraße (heute Ulmer Str.) unter Beschuss. Und: Bei dem berüchtigten Mord an dem Soldaten Christian Kirchherr am 2. April waren die meisten der Täter Gaisburger.
In der wirtschaftlichen Blütezeit nach der Inflation 1923 entwickelten sich auch Schlachthof und Gaswerk weiter; auf seinem Gelände entstand 1928/29 der heute noch bestehende große Gaskessel – sehr zum Unmut vieler Gaisburger. Seit 1929 spannt sich die Gaisburger Brücke über den Neckar. 1921-34 bauten sich die Katholiken der Gegend die Herz-Jesu-Kirche, die von den Kommunisten aus dem Waldheim Gaisburg verdrängten Sozialdemokraten errichteten 1932 gleich gegenüber ihr Waldheim Raichberg.
„Drittes Reich“
Die Nationalsozialisten taten sich schwer in Gaisburg. Bei der letzten freien Wahl im März 1933 erhielten sie hier nur 20,6 Prozent (gegenüber 35,0 Prozent für die SPD und 27,2 Prozent für die KPD). Gleich nach der Machtübernahme verboten die Nazis die Arbeiterkultur- und -sportvereine und enteigneten sie; im Waldheim Gaisburg eröffnete bereits im Juli 1933 die Gau-Führerinnenschule des BDM, das Waldheim Raichberg übernahm die NSDAP selbst. Die NS-Ortsgruppe war unter der Adresse Untere Hornbergstr. 94 zu finden. Das erste Haus auf dem Plettenberg ließ der Ratsherr (entspricht ungefähr einem Bürgermeister) Dr. Otto Schwarz bauen, der als NS-Bezirksleiter für den gesamten Stuttgarter Osten zuständig war.
Im Umfeld des Schlachthofes lebten 1933 einige jüdische Händler mit ihren Familien, deren weiteres Schicksal ungeklärt ist. Im Februar 1934 errichtete die Stadt auf einem Materiallagerplatz (Ulmer Str. 129) eine „Pflichtarbeitsstelle“, wo vor allem politisch missliebige Arbeitslose Betonplatten für das Tiefbauamt herstellen mussten. Die Baracken wurden ab August 1940 zu einem großen Kriegsgefangenenlager umgebaut.
Beim ersten Luftangriff auf Stuttgart am 25. August 1940 wurde die „Krone“ in Gaisburg zerstört; in den Wochen danach „pilgerten“ Tausende Schaulustige hierher und bestaunten die „Sensation“. Gaisburg wurde noch mehrmals schwer getroffen, zerstört wurden unter anderem Gaswerk, Schlachthof, Schlössle und viele Wohngebäude. Am 15. April 1943 ereignete sich die „Katastrophe von Gaisburg“: Durch alliierte Bomben starben im Lager Ulmer Straße mehr als 400 Menschen, vor allem französische und russische Kriegsgefangene. Am 21. April 1945 sprengten abrückende deutsche Soldaten die Gaisburger Brücke.
In die Zeit des Nationalsozialismus fällt offenbar die „Erfindung“ einer Gaisburger „Institution“: Der weithin bekannte Name „Gaisburger Marsch“ für das beliebte (und natürlich schon zuvor existierende) Gericht „Kartoffelschnitz on Spätzle“ wurde erstmals 1933 erwähnt, offenbar im Zusammenhang mit den Eintopfsonntagen des NS-Winterhilfswerks. Dies haben Recherchen von MUSE-O im Zuge der Vorbereitung zur Ausstellung „Gaisburger Marsch“ im Jahr 2009 ergeben.
Wohngebiet
Der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg kam auch in Gaisburg zügig voran. 1950 nahm das Kohlekraftwerk Gaisburg mit dem heute 160 Meter hohen Schornstein seinen Betrieb auf, das später mehrfach erweitert und umgebaut wurde. Seit 2019 ist es endgültig abgeschaltet und wird durch ein kompaktes Gaskraftwerk ersetzt. 1953 konnte die neu errichtete Gaisburger Brücke dem Verkehr übergeben werden.
1957 trat in Stuttgart eine neue Bezirksverfassung in Kraft, die auch die Innenstadt in Bezirke aufteilte, um die demokratische Teilhabe ihrer Bewohner zu verbessern. Gaisburg bildete von nun an zusammen mit Berg, Gablenberg und Ostheim den Stadtbezirk Stuttgart-Ost.
Gaisburg entwickelte sich schrittweise, besonders nachdem störende Betriebe wie Schlachthof, Fettschmelze und Kokerei ihren Betrieb eingestellt hatten und die zuvor viel befahrene Landhausstraße teilgesperrt worden war, zu einem attraktiven Wohnstandort; vor allem in der alten Bausubstanz leben aber auch Menschen mit sozialen Problemen. Der Einzelhandel kämpft ums Überleben, die Nahversorgung scheint gefährdet.
Das Sanierungsgebiet „Unteres Gaisburg“ brachte immerhin die Gestaltung der unteren Klingenbachanlage. Die Chance zur grundlegenden Neuordnung an der Talstraße blieb aber weitgehend ungenutzt.
Die größten Chancen für den Ort liegen in der Umwandlung ehemaliger Gewerbeflächen. Das Schlachthofgelände ist bereits (als Gewerbegebiet) neu bebaut, die Fläche des Güterbahnhofs harrt dringend der Neuordnung, das Kohlelager beim Kraftwerk, das alte Kraftwerk selber und Teile des Gaswerks liegen praktisch brach. Bei geschickter Neubesiedelung könnte Gaisburg auch wieder an den Neckar rücken. Viele Überlegungen und Pläne dazu liegen jetzt (2019) auf dem Tisch.
Der vorstehende Text ist teilweise, leicht bearbeitet, den beiden Bänden von Dr. Elmar Blessing entnommen:
- Gaisburg – Vom Weingärtnerdorf zum Arbeiterwohnort. Stuttgart (1989).
- „Man soll im übrigen den Gaisburgern nicht drohen“ – Zum 100. Jahrestag der Eingemeindung Gaisburgs nach Stuttgart. Stuttgart 2001.